»Das besondere Objekt« rückt für einen Zeitraum von drei bis vier Monaten immer wieder neue Objekte oder Objektensembles ins Blickfeld der Besucherinnen und Besucher des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr an seinem Standort Dresden. Dieses Format erlaubt, bemerkenswerte Neuerwerbungen oder Schenkungen vorzustellen, Gedenktermine oder historische Persönlichkeiten zu würdigen, aber auch Hintergrundinformationen zu aktuellen Ereignissen anzubieten. »Das besondere Objekt« wird in einem kleinen Rahmen dem Anspruch des Museums gerecht, sichtbar zu machen, was aus der Geschichte übrigblieb, oder, was aus unserer Zeit an künftige Generationen überliefert werden wird. Durch die Kuratorinnen und Kuratoren des Museums werden sie zum »Sprechen« gebracht. Das besondere Objekt wird stets im Eingangsbereich des Museums platziert sein.
Headerbild: Ausschnitt aus »Heldenportrait, Claus Schenk Graf von Stauffenberg«, Petrus Wandrey, 2004, Siebdruck auf Leinwand, 200 x 130 cm, MHM, BBAR5700 © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Generaloberst Friedrich Wilhelm Waldemar Fromm (8. Oktober 1888 – 12. März 1945) war seit 1939 Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres der Wehrmacht. In dieser Funktion war Fromm wichtig für den Militärischen Widerstand gegen das NS-Regime. Denn in seinem Dienstsitz im Berliner Bendlerblock befand sich am 20. Juli 1944 die Zentrale des geplanten Staatsstreichs um Oberst i.G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, dem Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres.
Mit Fromms Duldung, aber ohne dessen aktive Beteiligung an der Verschwörung hatten General der Infanterie Friedrich Olbricht und Stauffenberg zuvor Pläne für einen Einsatz des Ersatzheeres im Innern (Unternehmen »Walküre«) zum Zwecke eines verschleierten Staatsstreichs ausgearbeitet. Außer Adolf Hitler konnte nur Fromm dem Ersatzheer den Einsatzbefehl erteilen. Da Fromm schließlich sein Mitwirken vom Tod Adolf Hitlers abhängig machte, stellte er sich nach dem Scheitern des Attentats in der Rastenburger Wolfsschanze gegen die Verschwörer.
Noch in der Nacht zum 21. Juli 1944 ließ er die militärischen Protagonisten der Verschwörung im Berliner Bendlerblock standrechtlich erschießen. Fromms Motive dafür sind in der Forschung umstritten. Die Interpretationen reichen vom Schutz des Widerstands über Rache an seinen meuternden Untergebenen und Wiederherstellung seiner Ehre bis zum kaltblütigen Opportunismus. Ohne Zweifel ließ Fromm durch diese Hinrichtungen die Zeugen seiner Mitwisserschaft beseitigen. Dieses Verhalten machte ihn aber in den Augen seiner politischen Gegner im NS-Regime so verdächtig, dass Fromm ebenfalls noch in der Nacht des 21. Juli inhaftiert und schließlich am 12. März 1945 hingerichtet werden sollte.
Der 20. Juli 1944 war ein Tag der Entscheidung, politisch wie moralisch. Fromm und Stauffenberg standen dabei auf unterschiedlichen Seiten. Während Fromm abwartend an seinem Eid auf Adolf Hitler festhielt, schritten Stauffenberg und seine engsten Mitverschwörer, die sich ganz anderen Idealen und ihrem Gewissen verpflichtet sahen, zur Tat. Der beiliegende »Schwur«, den Claus von Stauffenberg gemeinsam mit seinem Bruder Berthold und dem Literaturhistoriker Rudolf Fahrner kurz vor dem Attentat ausformulierte, legt davon Zeugnis ab. Seinem Ideal und dem damit verbundenen Bekenntnis zum Rechtsstaat widmete Stauffenberg am frühen 21. Juli 1944 seine letzten Worte: »Es lebe das Heilige Deutschland!«
Der »Schwur« der Verschwörer des 20. Juli 1944 wurde wenige Tage vor dem Attentat auf Adolf Hitler im Führerhauptquartier »Wolfschanze« auf einer Schreibmaschine in Berlin getippt. Zu sehen sind darauf die handschriftlichen Korrekturen von Oberst i.G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, welcher die Worte gemeinsam mit seinem Bruder Berthold und dem Literaturhistoriker Rudolf Fahrner verfasste. Das Dokument vermittelt die Wertvorstellungen, denen sich der innerste Kreis des Widerstands gegen das verbrecherische NS-Regime verpflichtet sah. Im Gegensatz zu Generaloberst Fromm war Oberst Stauffenberg bereit, lieber Hochverrat an Hitler als Landesverrat an Deutschland zu begehen. Zugleich folgte er damit seinem Gewissen im Geiste der Rechtsstaatlichkeit.
Bildnachweis: Faksimile der Maschinendurchschrift des »Schwurs« der Verschwörer um Oberst i.G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Berlin Anfang Juli 1944 © Stefan George Archiv in der Württembergischen Landesbibkiothek, Stuttgart