Veranstaltungsachiv

Widerstand und Wehrhaftigkeit.
Über die historische und politische Bedeutung des 20. Juli 1944

Podiumsgespräch mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, dem ehemaligen Präsidenten des Deutschen Bundestages Wolfgang Thierse, der Historikerin Prof. Dr. Loretana de Libero und der Juristin Prof. Dr. Anna-Bettina Kaiser, Moderation: Oberstleutnant Dr. Dr. Rudolf J. Schlaffer

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 20. Juli 2024

Vor 80 Jahren, am 20. Juli 1944, misslang das Attentat von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler und der damit verbundene Staatsstreichversuch. Von Hitler in einer Rundfunkansprache als »Verräter« gebrandmarkt, blieb dieses Stigma dem Kreis um Stauffenberg noch lange Zeit in der deutschen Bevölkerung haften. Erst in den 1950er Jahren setzte die Rehabilitierung, ja sogar Heroisierung ein. Die »Verräter« avancierten zu Kronzeugen für das deutsche Gewissen gegen Unrecht und der 20. Juli 1944 zur Chiffre des Widerstands. Bis heute ist dieser Prozess nicht abgeschlossen. Gegenwärtig ist zu beobachten, dass sich die Feinde der Demokratie nicht nur Symbole des Widerstands aneignen, sondern auch den Begriff des Widerstands vereinnahmen. Hingegen hat der Begriff der Wehrhaftigkeit vor allem bei den Verteidigern der Demokratie Konjunktur. Beide Begriffe ähneln sich, unterscheiden sich aber wesentlich. Während Widerstand auf eine aktive Veränderung der Gegenwart abzielt, richtet sich Wehrhaftigkeit reaktiv auf die Abwehr von Gefahren. Aber was bedeutet es eigentlich, wenn von »wehrhafter Demokratie« gesprochen wird? Welche aktiven und reaktiven Mittel besitzt die Bundesrepublik Deutschland, um sich vor Angriffen auf die Demokratie zu schützen? Welche politische Bedeutung kommt dabei dem 20. Juli 1944 über die Gedenkroutine hinaus zu? Kann der Widerstand um Oberst Stauffenberg Vorbild für die Verteidigung der Demokratie sein? Moderiert von Oberstleutnant Dr. Dr. Rudolf J. Schlaffer diskutieren darüber der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, der ehemalige Präsident des Deutschen Bundestages Wolfgang Thierse, die Historikerin Prof. Dr. Loretana de Libero und die Juristin Prof. Dr. Anna-Bettina Kaiser.

Zeitenwende und die Bundeswehr.
Über die Herausforderungen des sicherheitspolitischen Wandels

Podiumsgespräch der Wehrbeauftragten Dr. Eva Högl mit Generalleutnant Kai Rohrschneider und Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, Moderation: Katja Gloger

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 18. Juni 2024

Seit dem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist Deutschland über Nacht in einer neuen Realität erwacht. Lag der Schwerpunkt der deutschen Sicherheitspolitik nach dem Mauerfall eher auf Krisen- und Konfliktmanagement in fernen Weltregionen, steht nunmehr die Bündnis- und Landesverteidigung im Fokus. Vor dem Hintergrund dieser »sicherheitspolitischen Zeitenwende«, so Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar 2022, spricht Verteidigungsminister Boris Pistorius ganz konkret davon, dass die Bundeswehr wieder »kriegstüchtig« werden müsse. Angesichts des jüngsten Berichts der Wehrbeauftragten wirft das Ziel einer kriegstüchtigen Armee zur Landes- und Bündnisverteidigung jedoch viele Fragen auf: Wie können die zahlreichen Herausforderungen bewältigt werden? Was ist dafür materiell, finanziell und personell notwendig? Ist die deutsche Gesellschaft nach Jahren des Friedens überhaupt für Zeitenwende und Kriegstüchtigkeit bereit? Braucht es einen Mentalitätswandel gerade in der (jungen) Bevölkerung? Muss die Wehrpflicht wieder eingeführt werden? Und wenn ja, in welcher Form? Moderiert von der Journalistin und Buchautorin Katja Gloger diskutieren darüber Dr. Eva Högl (Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages), Generalleutnant Kai Rohrschneider (Leiter Abteilung Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte im BMVg) und Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert (stellv. Bundesvorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbandes).

Die Welt von morgen.
Ein souveränes demokratisches Europa – und seine Feinde

Vortrag und Gespräch mit dem Schriftsteller und Essayisten Robert Menasse

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 27. Mai 2024

Am 9. Juni 2024 steht die Wahl des Europäischen Parlamentes an, die als richtungsweisend gilt. Befeuert durch zahlreiche Krisen, haben nach der letzten Wahl vor fünf Jahren Ängste und Irrationalität ebenso Hochkonjunktur wie Populismus und Nationalismus. Wie wird also die Welt von morgen aussehen? Wird sie wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den nationalistischen Irrungen und Wirrungen untergehen? Oder kann der Idee eines übernationalen Europas, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Europäischen Montanunion entstand, neues Leben eingehaucht werden?
Zu den Verteidigern der Idee eines übernationalen Europas gehört der vielfach prämierte Autor Robert Menasse. Aber der Österreicher zeigt sich auch als Kritiker, der nicht nur um die Ambivalenzen der Brüsseler Politik und Bürokratie weiß, sondern sie auch in seinen Europaromanen »Die Hauptstadt« (2017) und »Die Erweiterung« (2022) gekonnt verarbeitet hat.
In seinem neuen Essay »Die Welt von morgen. Ein souveränes demokratisches Europa – und seine Feinde« setzt Menasse seine Verteidigung der europäischen Idee fort und lädt zugleich dazu ein, die systemischen Widersprüche der Europäischen Union zu kritisieren und zu überwinden. Denn die Alternativen, vor denen wir stehen, sind nicht kompliziert: Entweder gelingt der Aufbau einer nachnationalen Demokratie oder es droht ein Rückfall in das Europa der Nationalstaaten, der für Robert Menasse eine weitere Niederlage der Vernunft bedeutet – mit den Gefahren und Konsequenzen, die aus der Geschichte nur allzu bekannt sein sollten.

Moderation: Paul Jandl (Journalist, NZZ)

Tschernobyl

Szenische Lesung zur Reaktorkatastrophe von 1986 mit Texten von Swetlana Alexijewitsch

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 29. April 2024

In seinen Memoiren bezeichnete Michael Gorbatschow, der letzte Staatspräsident der Sowjetunion, das Reaktorunglück von Tschernobyl als »Sargnagel der Sowjetunion«. Inwiefern die Nuklearkatastrophe, die sich am 26. April 1986 ereignete, tatsächlich zum Zusammenbruch der Sowjetunion beitrug, ist fraglich. Sicher ist, dass sich der zuvor vielbeschworene Segen des »friedlichen Atoms« als tückischer Fluch entpuppte.
Für die Zeugen und unmittelbar Betroffenen war und ist das Reaktorunglück eine existenzielle und schwer fassbare Bedrohung. Es mangelte einerseits an Wissen über die tödliche Gefahr der unsichtbaren und schleichend wirkenden Radioaktivität. Andererseits gab es bis zur Tschernobyl-Katastrophe, so die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch, »noch kein System von Vorstellungen, noch keine Analogien oder Erfahrungen«, um die Dimension des Unglücks zu begreifen.
Über mehrere Jahre sprach die belarussische Autorin mit den unterschiedlichsten Menschen, für die die Katastrophe zum zentralen Ereignis ihres Lebens wurde. Ihr Buch »Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft« versammelt eindringliche Porträts in Form von literarisch bearbeiteten »Monologen«, die die facettenreichen Auswirkungen der Katastrophe in Worte zu fassen versuchen.
Moderiert von der Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Melanie Arndt lesen die Schauspielerin Luise Aschenbrenner und der Schauspieler Viktor Tremmel ausgewählte »Monologe« aus dem Buch von Swetlana Alexijewitsch.

Der Golem, wie er in die Welt kam

Dieser Konzertmitschnitt steht bis zum 21. April 2025 zur Verfügung. »Der Golem« ist ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden.

Stummfilmkonzert mit einer Neuvertonung durch M-cine.

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 11. April 2024.

Die jüdische Golem-Legende birgt im Kern den Traum des Menschen, Schöpfer zu sein und aus toter Materie Leben entstehen zu lassen – Leben, das darüber hinaus noch unter der Kontrolle des Menschen steht.
In »Der Golem, wie er in die Welt kam« (1920) verarbeitete der Regisseur und Schauspieler Paul Wegener diese Erzählung zu einem legendären Stummfilm, der auch aufgrund der kunstvollen Filmbauten Hans Pölzigs und der somnambulen Hauptfigur zu den Klassikern des expressionistischen und fantastischen Kinos zählt. Im Film, der im 16. Jahrhundert spielt, lässt Rabbi Löw durch mystische Praxis mit dem Golem einen willfährigen Diener mit übermenschlichen Kräften zur Rettung der jüdischen Gemeinde entstehen. Zunächst erfüllt er seinen Zweck und wendet die drohende Gefahr ab. Als er jedoch aus niederen Motiven zweckentfremdet wird, nimmt das Unheil seinen Lauf.
In unserer Gegenwart, in der Technik zunehmend autonomer vom Menschen wird und KI-Systeme in immer weitere Lebensbereiche vordringen, hat Wegeners »Golem« an Aktualität nichts verloren. Denn er wirft die Frage auf, wer Schuld und Verantwortung trägt: die Schöpfung oder der Schöpfer? Wie in den zwanziger Jahren, aber mit dem Blick von heute verleihen Katharina Stashik (Saxophon) und Dorothee Haddenbruch (Klavier) als Duo M-cine Wegeners Film einen neuen Soundtrack, der klassisches Musikhandwerk mit jener Freiheit der Improvisation verbindet, die der Golem wohl eher nicht besitzt.

Games, Militär und Politik

Vortrag und Gespräch mit dem Gamingexperten Manouchehr Shamsrizi, Moderation: Prof. Dr. Jens Junge

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 19. Februar 2024

Gaming, das Spielen von Computer- und Videospielen, ist längst keine Randerscheinung mehr. 2022 wurden weltweit 3,2 Milliarden Gamer gezählt, in Deutschland spielt mittlerweile die Hälfte der Bevölkerung Computer- und Videospiele. Der Umsatz der Branche übertrifft den von Hollywood und der Musikindustrie zusammen. Auch die Wissenschaft hat Gaming längst als Thema entdeckt und fragt nach den Ursachen und Folgen derartiger Wachstumszahlen.
Dabei geht es einerseits um positive Effekte wie das Erlernen von Spielprinzipien als Mittel der Konfliktlösung. Andererseits können auch Simulationsspiele abseits von »Ego-Shootern« unsere Wertvorstellungen verändern. Über Spielszenarien werden Vorurteile bestätigt, Spielmechaniken wie Belohnung/Bestrafung beeinflussen Wertvorstellungen und Feindbilder. Kein Wunder, dass hyperrealistische Militärsimulationen aktuell auch als Propaganda-Instrument eingesetzt werden.
Unter Einbeziehung auch der militärischen Wurzel moderner Games, dem »Preußischen Kriegsspiel«, beleuchtet der Politikwissenschaftler und Gamingexperte Manouchehr Shamsrizi die vielfältigen Bezüge von Games, Militär und Politik. Dabei soll es auch darum gehen, wie sich diese »ideologische Arbeit« im Zusammenspiel von Game, Spielenden und vermehrt auch Zuschauenden entwickelt hat und welche Perspektiven absehbar sind.

Moderation: Prof. Dr. Jens Junge, Ludologe an der University of Applied Sciences Berlin

Vom Freund zum Feind.
Die Kapitulation Italiens am 8. September 1943 und ihre Folgen

Podiumsgespräch mit Daniela Geppert, Dr. Carlo Gentile und Oberstaatsanwalt Thomas Will, Moderation: Andrea Dernbach.

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 27. November 2023

Am 8. September 1943 kapitulierte das bis dato an der Seite des Deutschen Reiches kämpfende Italien und schloss einen separaten Waffenstillstand mit den Alliierten. Aufgrund der italienischen Kapitulation löste das Oberkommando der Wehrmacht die Operation »Fall Achse« aus. In wenigen Tagen besetzten deutsche Verbände große Teile Italiens und die bis dato italienisch kontrollierten Gebiete. Hunderttausende italienische Soldaten wurden als Zwangsarbeiter in das Deutsche Reich deportiert. Italien selbst verwandelte sich in der Folgezeit zu einem Kriegsschauplatz, wo sich neben militärischen Gefechten auch zahlreiche deutsche Kriegsverbrechen ereigneten.
80 Jahre nach der Kapitulation Italiens spielen das Geschehen in Italien und das Schicksal der italienischen Zwangsarbeiter und Kriegsopfer in der deutschen Erinnerung bestenfalls eine untergeordnete Rolle. Gleiches gilt für die juristische Aufarbeitung. Moderiert von Andrea Dernbach (Redakteurin des Tagesspiegels) diskutieren über diese wenig bekannten, aber dennoch historisch relevanten Ereignisse nach der Kapitulation Dr. Carlo Gentile (Universität Köln), Daniela Geppert (Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin) und Oberstaatsanwalt Thomas Will (Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen Ludwigsburg).

Eine Kooperation der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain / Stiftung Sächsische Gedenkstätten und dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Diese Maßnahme wird mitfinanziert aus Steuermitteln auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

Digital Battlefields.
Über Cyberwar und Desinformationskrieg

Podiumsgespräch mit Julia Schütze, Dr. Jens Wehner, Oberst Guido Schulte und Sebastian Rehms, Moderation: Julia Weigelt.

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 13. November 2023

Aus der Zeit des Kalten Krieges gehört »WarGames« [1983] wohl zu den frühesten Filmen, die das Thema Cyberwar populär inszenierten. Im heutigen digitalen Zeitalter, das damals noch in den Kinderschuhen steckte, mag der Film zwar naiv erscheinen, dennoch hat er an Aktualität nicht verloren.
Hackerattacken versuchen gegenwärtig mehr denn je, destruktiv auf die analoge Welt zu wirken. Angriff und Schutz kritischer Infrastrukturen sind aber nur ein Aspekt der digitalen Kriegsführung. Ein anderer Aspekt ist der Kampf um Informationen, für den das Internet die Arena abgibt. Manche würden sogar – noch drastischer – von Schlachtfeld sprechen. Vor allem für liberal-demokratische Gesellschaften scheint der globale Fluss von Desinformationen durch die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung immer mehr zur Sicherheitsfrage zu werden.
Doch wie können Staaten diesen Bedrohungen begegnen? Welche Herausforderungen sind damit verbunden, an den digitalen Fronten zu kämpfen? Muss das Internet mehr reguliert und die digitale Welt mehr kontrolliert werden? Und welche Rolle spielen dabei die Nutzer? Moderiert von Julia Weigelt (Fachjournalistin für Sicherheitspolitik) diskutieren darüber die Cyber Policy Analystin Julia Schütze, der Historiker und Kurator der Sonderausstellung »Overkill« Dr. Jens Wehner und die Informatiker Oberst Guido Schulte (Kommando Cyber- und Informationsraum) und Sebastian Rehms (TU Dresden).

Menschen im Krieg.
Der Kampf der Ukraine um Unabhängigkeit und Freiheit

Vortrag und Gespräch mit dem Kriegsfotografen Till Mayer

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 12. September 2023

Krieg ist alles andere als ein Abenteuer. Er macht vor nichts halt und nimmt erbarmungslos: Familien und Freunde, Heim und Heimat, Vergangenheit und Zukunft, Körperteile und die Seele. Darüber kann Till Mayer viel erzählen. Aus über 30 Kriegs- und Krisengebieten berichtete der Fotograf, Journalist und Redakteur in Reportagen, Ausstellungsprojekten und Fotobänden. Er begleitete schon den Krieg im Donbass in der Ostukraine. Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 ist er wieder regelmäßig in der Ukraine unterwegs. Egal ob in Frontnähe oder im Hinterland, stets nimmt Mayer das Leben der Menschen im Krieg in den Blick. Denn in seinen Arbeiten mit Soldaten und Zivilisten geht es ihm darum, die großen Konflikte und Fragen im Kleinen anschaulich zu machen. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) und im Rahmen der 62. Internationalen Tagung für Militärgeschichte »Die Gewalt ist ein ›wahres Chamäleon‹« statt.

Moderation: Cornelia Juliane Grosse (Historikerin, ZMSBw Potsdam)

Krieg. Oder: die Abwesenheit von Frieden.

Eine Vertonung des Militärhistorischen Museums durch Studierende der Dresdner Hochschule für Musik Carl Maria von Weber

Wie klingen Kulturgeschichten der Gewalt? Mit dieser Frage setzte sich die Kompositionsklasse Jazz/Rock/Pop von Prof. Stefan Behrisch der Dresdner Hochschule für Musik auseinander. Ausgewählte Orte und Exponate des Militärhistorischen Museums Dresden stehen im Fokus der Vertonungen und Kompositionen, die über verschienden Themen und Formen von Gewalt und Krieg reflektieren: Flucht, Hilflosigkeit, Trauer, Entwurzelung. Die musikalische Besetzung ist dem Thema entsprechend gebrochen: Ausschließlich ungewöhnliche Instrumente mit Musikerinnen und Musikern aus E- und U-Musik kommen zum Einsatz.

Krieg im Nachkrieg.
Über das Verhältnis von Frieden und Gewalt nach dem Kriegsende

Gespräch mit den Historikerinnen Prof. Dr. Claudia Weber und Prof. Dr. Gabriele Metzler, Moderation: Dr. Claudia Kemper

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 8. Mai 2023

Es ist eine wundervolle Illusion: Mit dem Ende des Krieges endet zugleich die Gewalt – Frieden herrscht. Die historische Wirklichkeit sieht indes anders aus. Sie folgt keiner Logik von An und Aus, durch die Kriegsenden und das Ende von Gewalt zusammenfallen. Nachkriegszeiten sind vielmehr Prozesse, in denen Gewalt bisweilen sichtbar und konkret, aber auch verdeckt und tabuisiert weiter besteht. Zum 78. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1945 und auch anlässlich des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, dessen Ende von vielen herbeigesehnt wird, lohnt der Blick in die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Moderiert von Dr. Claudia Kemper diskutieren Osteuropahistorikerin Prof. Dr. Claudia Weber und Prof. Dr. Gabriele Metzler, Lehrstuhlinhaberin für die Geschichte Westeuropas und transatlantische Beziehungen, wie die Gesellschaften im Osten und Westen nach dem Zweiten Weltkrieg die Gewalt im Nachkrieg einhegten und den Übergang von Kriegs- zu Friedensgesellschaften vollzogen haben.

Jung – Weiblich – Divers
Zeitenwende im Bundestag?

Abgeordnete diskutieren über Sicherheitspolitik, Moderation: Oberstleutnant i.G. Anastasia Biefang

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 3. April 2023

Politik ist Sache alter, weißer Männer – Sicherheitspolitik nicht minder. Spätestens seit der letzten Bundestagswahl wankt dieser Grundsatz. Noch nie waren so viele Frauen, noch nie so viele junge Menschen Bundestagsabgeordnete. Der genderpolitischen Zeitenwende im Herbst 2021 folgte im Frühjahr 2022 das sicherheitspolitische Pendant. Mit der von Bundeskanzler Olaf Scholz beschworenen »Zeitenwende« aufgrund des russischen Überfalls auf die Ukraine erlangte der Begriff eine ungeahnte Popularität. Aber nicht nur das. Mit der »Zeitenwende« stehen enorme Veränderungen und Projekte in Aussicht. Das Sondervermögen über 100 Milliarden Euro, die angekündigte Erhöhung der Verteidigungsausgaben, die neue China-Strategie oder die Suche nach geostrategischen Partnern lassen in der Tat den Eindruck einer »sicherheitspolitischen Zeitenwende« entstehen. Aber ist das tatsächlich der Fall? Und wenn ja, welche Konsequenzen folgen daraus für die europäische und deutsche Bevölkerung? Hat die jüngere Generation von Abgeordneten, haben Frauen darauf einen anderen Blick? Moderiert von Oberstleutnant im Generalstabsdienst Anastasia Biefang eröffnen an diesem Abend vor allem junge Abgeordnete der Bundestagsfraktionen ihre Perspektive auf die sicherheitspolitischen Fragen der Gegenwart.

Podiumsgäste: Nils Gründer (FDP), Rasha Nasr (SPD), Jan Nolte (AfD), Lars Rohwer (CDU), Merle Spellerberg (Bündnis 90/Die Grünen)

Kriegszeiten.
Eine grafische Reportage über Soldaten, Politiker und Opfer in Afghanistan

Aus rechtlichen Gründen konnten wir den Mitschnitt dieser Veranstaltung leider nur für vier Wochen online präsentieren. Wir bitten um Verständnis.

Szenische Comiclesung mit den Schauspielern Marin Blülle, Moritz Dürr und Valentin Kleinschmidt, Prodution: Thomas Wätzold

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 27. März 2023

Die Entscheidung, nach dem Terrorangriff auf das World Trade Center in New York deutsche Soldaten nach Afghanistan zu senden, prägt die Bundeswehr bis heute. Die Friedensmission wandelte sich zum Kampfeinsatz, der die deutsche Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik beeinflusste, aber auch die Soldatinnen und Soldaten mit der Einsatz- und Kriegsrealität konfrontierte. In seinem Reportagecomic »Kriegszeiten« erzählt David Schraven davon in einer nüchternen Text- und Bildsprache. Aufwendig recherchierte der Journalist dafür, führte zahlreiche Interviews, sichtete bisweilen vertrauliche Unterlagen und überführte die Ergebnisse in eine Geschichte, die von Problemen, Herausforderungen und Schwierigkeiten deutscher Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan und von dem Verhalten deutscher Politiker erzählt. Der Comic erschien 2012, also neun Jahre vor dem desaströsen Abzug aus Afghanistan. Dennoch hat er angesichts der gegenwärtigen Aufarbeitung des Einsatzes nicht an Aktualität verloren. In der szenischen Comiclesung verlebendigen die Schauspieler des Dresdner Staatsschauspiels Moritz Dürr und Marin Blülle sowie der freie Schauspieler Valentin Kleinschmidt diese Vergangenheit und in gewissem Sinne die Ausstellung »Krieg und Frieden 2005-2021. Die Bundeswehr in der Ära Merkel«, in der Schravens Comic ausgestellt ist.

Gegen die Menschlichkeit.
Über die Unterdrückung der Uiguren in China

Gespräch mit Mihriban Memet, Prof. Dr. Andrea C. Hoffmann und Prof. Dr. Björn Alpermann, Moderation: Daniel Goffart (WirtschaftsWoche)

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 20. Februar 2023

Mit der Veröffentlichung der »China Cables« im Jahr 2019 kam ans Licht, dass die chinesische Regierung in der Provinz Xinjiang Umerziehungslager unterhält. Die geleakten Dokumente enthüllten, dass die vermeintlichen »Berufsbildungszentren zur Deradikalisierung« keinesfalls nur zur Bekämpfung des Terrorismus dienen. Experten sehen hingegen ein Gulag-System des kommunistischen Regimes in China, das mit Repressalien, Unterdrückung und Überwachung der Uiguren in dem autononem Gebiet Xinjiang regiert. Nach langem Zögern stufte 2022 auch die UN die Vorgänge in den Umerziehungslagern als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein, andere sprechen sogar von einem »kulturellen Genozid«. Doch wie kam es dazu? Was bedeutet es für die Angehörigen der inhaftierten Uiguren? Welche Ziele verfolgt die chinesische Regierung mit den Lagern? Und was bedeutet dies für die Beziehungen zwischen Deutschland und China? Können, ja müssen wir eine andere Chinastrategie fahren, wie es die Grünen fordern? Darüber sprechen die Menschenrechtsaktivistin und Uigurin Mihriban Memet, die Autorin, Journalistin und Professorin Andrea C. Hoffmann an der HAW Hamburg und der Professor Björn Alpermann, der an Universität Würzburg Contemporary Chinese Studies lehrt.

Tödliche Liebe.
Über das deutsch-russische Jahrhundert

Gespräch mit Prof. Dr. Stefan Creuzberger und Dr. Tatiana Timofeeva moderiert von Dr. Kristiane Janeke

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 5. Dezember 2022

Gegenwärtig scheint zwischen Deutschland und Russland in der Tat jene »tödliche Liebe« zu herrschen, die das berühmte Graffito an der Berliner Mauer inszeniert. Aber nicht nur in der Gegenwart, die vom Krieg in der Ukraine bestimmt wird, steht es um das bilaterale Verhältnis alles andere als gut. Ein Tiefpunkt der wechselvollen Geschichte der Beziehungen war die Folge des Vernichtungskrieges des nationalsozialistischen Deutschlands gegen die Sowjetunion. Es folgte eine Phase der Wieder-Annäherung, mit Blick auf das Verhältnis der DDR und der UdSSR sogar eine politisch-ideologisch begründete Brüderlichkeit. Es gibt kaum andere Staaten auf der Welt, deren Beziehungen während der vergangenen einhundert Jahre auch nur annähernd so nachhaltig durch Krieg und Revolution, durch Terror und Gewalt sowie Abgrenzung und Verständigung geprägt worden sind und immer wieder das Weltgeschehen maßgeblich beeinflussten. In seinem Buch »Das deutsch-russische Jahrhundert« spürt der Historiker Professor Dr. Stefan Creuzberger dieser spannungsreichen »Geschichte einer besonderen Beziehung« nach. Moderiert von Dr. Kristiane Janeke, der Wissenschaftlichen Leiterin des Militärhistorischen Museums, spricht er mit der aus Russland geflohenen Historikerin Dr. Tatjana Timofeeva über eine Epoche, die von dramatischen Zäsuren, Wechselwirkungen und Veränderungen geprägt ist und die Gegenwart besser verstehen lässt.

Weltunordnung.
Zerstört sich der Westen selbst?

Vortrag von Professor Dr. Peter R. Neumann und anschließende Diskussion mit Oberst Dr. Uwe Hartmann

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 21. November 2022

Die Geschichte seit dem Ende des Kalten Krieges vor 30 Jahren begann für die liberal-demokratische Idee verheißungsvoll, aber mit den Terroranschlägen von 9/11 vollzog sich eine Wende, die sich bis heute auswirkt. Nach dem hoffnungsvollen »Arabischen Frühling« folgte eine autokratische Winterstarre in der arabischen Welt, der Abzug aus Afghanistan 2021 mutierte mit dem Siegeszug der Taliban zum militärischen und außenpolitischen Debakel, der ideologische Systemrivale China stieg zur neuen Supermacht auf und nach der Krimannexion begann Russland in diesem Jahr den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Anstelle einer liberalen Weltordnung herrscht heute eine neue Weltunordnung, die westliche Prinzipien, Werte und Vorstellungen infrage stellt. Wie dies geschehen konnte und welche Konsequenzen gezogen werden sollten, darüber spricht Professor Dr. Peter R. Neumann (King's College London) in seinem Vortrag und im Anschluss mit Oberst Dr. Uwe Hartmann (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr).

Zwei Dekaden am Hindukusch

Bundeswehrsoldaten sprechen über ihre Einsatzerfahrungen in Afghanistan

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 17. Oktober 2022

Als im Dezember 2001 der Bundestag über die deutsche Beteiligung an der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan abstimmte, ahnte wohl noch keiner, dass damit der längste Auslandseinsatz mit Kampfgeschehen der Bundeswehr begann. Ursprünglich für sechs Monate geplant, dehnte er sich auf 20 Jahre aus. In diesen zwei Dekaden änderte sich der Einsatz am Hindukusch grundlegend. Die Friedensmission entwickelte sich zum Kampfeinsatz, der die Soldatinnen und Soldaten mit der Realität des Krieges konfrontierte. Sie mussten kämpfen und töten, wurden verwundet, sahen Menschen sterben. 59 Soldaten verstarben im Dienst, 35 davon fielen durch Fremdeinwirkung. Nicht wenige erlebten in Afghanistan prägende, wenn nicht sogar traumatisierende Ereignisse. Weil es noch immer kein Leichtes ist, in der Öffentlichkeit über den Einsatz zu sprechen, tun es auch nur wenige. Zu ihnen gehören Brigadegeneral Christian Nawrat, Stabsfeldwebel Markus Götz, Autor des Afghanistantagebuchs »Hier ist Krieg«, sowie Wolf Gregis, der 2008/09 als Oberleutnant in Afghanistan diente und seine Erlebnisse literarisch verarbeitete. Zusammen mit Dr. Philipp Münch, Historiker am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, sprechen sie über die Einsatzerfahrungen in Afghanistan.

Moderation: Oberstleutnant Dr. Rudolf J. Schlaffer, Direktor Militärhistorisches Museum der Bundeswehr

Musik: Jesse Cole

Krieg in Europa

Gespräch über die fast vergessenen Jugoslawienkriege mit dem Journalist Norbert Mappes-Niediek und dem Historiker Dr. Agilolf Keßelring, Moderation: Michael Martens (FAZ)

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 19. September 2022

Jahrzehntelange herrschte Frieden. Doch dann bricht er aus, mitten in Europa, der Krieg. Ein Krieg, der mit den schlimmsten Verbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung steht. Ein Krieg, der weltpolitische Tragweite entfaltet. Ein Krieg, der in Deutschland für heftige Debatten sorgt. Ein Krieg in Europa, der fast vergessen scheint. Denn es handelt sich nicht um den Krieg gegen die Ukraine, sondern um die Jugoslawienkriege, die seinerzeit die Weltöffentlichkeit erschütterten und dennoch fast vergessen scheinen. Doch welche Interessen und Strategien verfolgten die verschiedenen Kriegsparteien? Welche Verantwortung tragen die ausländischen Mächte? Welche Rolle spielte die Bundeswehr? Und wie wirken sich die Konflikte auf die Gegenwart aus? Diesen Fragen gehen der Journalist und Südosteuropakorrespondent Norbert Mappes-Niediek und der Historiker Dr. Agilolf Keßelring in dem Podiumsgespräch nach.

Die Ukraine und wir

Eine kritische Betrachtung mit Sabine Adler und Generalleutnant a.D. Rainer Glatz, Moderation: Nora Müller

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 13. September 2022

Seit dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine vergeht kein Tag, an dem nicht die Konsequenzen der aktuellen Ereignisse für die deutsche Gesellschaft diskutiert und Solidarität bekundet werden. Aus dem Blick gerät jedoch, dass der Krieg eine Vorgeschichte besitzt, in der sich die deutsche Gesellschaft und Politik keineswegs mit Ruhm bekleckerte. In ihrem neusten Buch »Die Ukraine und wir« erzählt die kritische Journalistin und renommierte Auslandskorrespondentin Sabine Adler diese Geschichte. In dem Podiumsgespräch mit dem Sicherheitsexperten Generalleutnant a. D. Rainer Glatz diskutiert sie über die deutsche Rolle im Vorfeld des Krieges, aber auch darüber, welches sicherheitspolitisches Orientierungswissen und welche Handlungsoptionen aus der Vergangenheit für die Zukunft gezogen werden können, in der eine Veränderung der Weltordnung aufscheint.

Sexuelle Gewalt als Kriegswaffe

Vortrag und Gespräch mit der Historikerin Dr. Regina Mühlhäuser und dem Militärsoziologen Dr. Gerhard Kümmel

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 30. Mai 2022

Sexuelle Gewalt in Kriegs- und Konfliktgebieten ist heute allgegenwärtig – in der Ukraine, Äthiopien, Syrien, Afghanistan und vielen anderen Ländern. Insbesondere in der Berichterstattung über den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine wird herausgestellt, dass es sich bei Vergewaltigung um eine Kriegswaffe und -strategie handelt. Aber was ist damit eigentlich gemeint? Wer fügt wem, wann und warum diese Gewalt zu? Welche Konstellationen werden öffentlich gemacht und welche verschwiegen? Und welche Funktionen hat sexuelle Gewalt, wann wird sie zur Kriegswaffe? Anhand von aktuellen und historischen Beispielen diskutiert die Hamburger Historikerin Dr. Regina Mühlhäuser unser Verständnis und unseren Umgang mit diesem Phänomen. Dabei geht es auch darum herauszuarbeiten, was Vergewaltigung von anderen Formen von Gewalt in kriegerischen Konflikten unterscheidet.

Dr. Regina Mühlhäuser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur und Koordinatorin der Internationalen Forschungsgruppe »Sexual Violence in Armed Conflict«.

Moderation: Dr. Gerhard Kümmel ist Militärsoziologe am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.

Befreier? Besatzer? Eroberer?
Nachdenken über den »Tag der Befreiung« in Kriegszeiten

Podiumsgespräch mit Dr. Kristiane Janeke (Wissenschaftliche Leiterin des Militärhistorischen Museums), Prof. Dr. Tim Buchen (Osteuropahistoriker an der TU Dresden) und Dr. Jens Nagel (Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain) moderiert von Dr. Justus H. Ulbricht (Geschäftsführer des Vereins Denk Mal Fort! e.V.).

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 2. Mai 2022

Außer dem Sowjetischen Garnisonsfriedhof existieren in Dresden viele Orte, die in Verbindung zur Geschichte der Sowjetunion, der Besatzungszeit in der SBZ/DDR und ihrem Ende stehen. Auch die Beziehung zur Partnerstadt Sankt Petersburg sowie das Rotarmisten-Denkmal auf dem Olbrichtplatz, das einst auf dem Albertplatz stand, gehören in diesen Zusammenhang. Verändert der Überfall Russlands auf die Ukraine unseren Blick auf eine bislang als Befreier gefeierte Siegermacht des Zweiten Weltkrieges? Wie soll künftig an die Rolle der Sowjetunion am 8./9. Mai erinnert werden? Als Befreier? Als Besatzer? Oder als Eroberer? In der geplanten Diskussion geht es nicht um eine politische oder persönliche Bewertung des Krieges Russlands gegen die Ukraine, sondern um die Frage, welche Auswirkungen dieser neue Angriffskrieg inmitten Europas auf unsere Erinnerungskultur und den Kontakt zu den Nachfolgestaaten der Sowjetunion hat.

Jagdflieger der Wehrmacht.
Technik, Taktik und Doktrin

Vortrag und Gespräch mit Dr. Jens Wehner und dem britischen Historiker James Holland

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 25. April 2022

Die Jagdflieger waren die »Popstars« der Wehrmacht. Namen wie Werner Mölders, Hans-Joachim Marseille, Adolf Galland oder Erich Hartmann sind heute noch vielen bekannt. Doch welche tatsächliche militärische Bedeutung stand hinter der schillernden Propagandafassade der Jagdflieger? Wie kämpften und welche Bedeutung hatten sie tatsächlich im Luftkrieg des nationalsozialistischen Deutschlands? Der Historiker und Kurator Dr. Jens Wehner hat sich mit diesen Fragen in seiner jüngst erschienenen Dissertation beschäftigt. Die Technik der Flugzeuge Bf 109 und Fw 190 wird ebenso thematisiert wie Taktiken und Doktrin der Jagdfliegertruppe. An diesem Abend erläutert er prägnant seine wichtigsten Forschungsergebnisse in einem 20-minütigen Kurzvortrag und diskutiert anschließend über die Jagdflieger der Wehrmacht mit seinem Kollegen James Holland, einem renommierten britischen Historiker, Autor und Podcaster zu militärhistorischen Themen des Zweiten Weltkrieges und insbesondere des Luftkrieges.

»›Die Deutschen ziehen ab‹«.
Ulrich Tukur liest aus den Tagebüchern des Wehrmachtsoffiziers Hans Roesch

Lesung und Gespräch mit Ulrich Tukur, Prof. Dr. Dieter Krüger und Dr. Klaus-Jörg Dogwiler; Moderation: Oberstleutnant Dr. Rudolf Schlaffer.

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 12. April 2022.

Im April/Mai 1944 befindet sich die Wehrmacht auf der Halbinsel Krim in der Defensive. Zwar versucht die 17. Armee auf Hitlers Befehl nach den Niederlagen von Stalingrad und Kursk die Krim gegen die Rote Armee zu halten, doch letztlich wird der Rückzug unvermeidlich. In diesem Zusammenhang entstand das persönliche Tagebuch des Hauptmanns Dr. Hans Roesch (1908-1970). Nur durch Zufall entging dieses Dokument von hoher Authentizität, literarischer Qualität und historischem Quellenwert der Entsorgung. Der Schauspieler, Musiker und Schriftsteller Ulrich Tukur liest Auszüge aus diesem Tagebuch. Es vermittelt einen Einblick nicht nur in die Kriegserlebnisse, sondern vor allem in die Vorstellungswelt eines bildungsbürgerlich geprägten württembergischen Juristen und Reserveoffiziers der Wehrmacht. Ulrich Tukur gibt damit – nach seiner Rolle im Fernsehfilm »Rommel« von 2012 – einmal mehr der deutschen Kriegsgeneration eine Stimme. Dr. Klaus-Jörg Dogwiler, dem die Rettung des Tagebuchs zu verdanken ist, und der Historiker Prof. Dr. Dieter Krüger begleiten die Lesung und diskutieren im Anschluss, moderiert vom Direktor des Militärhistorischen Museums Oberstleutnant Dr. Rudolf Schlaffer, auf dem Podium.

»Wie liegt die Stadt so wüste«.
Konzert der Cappella Sagittariana mit Gedichten von Rose Ausländer und Michael Wüstefeld

Unter dem Titel »Wie liegt die Stadt so wüste« präsentiert das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Kooperation mit dem Verein Dresdner Hofmusik ein Online-Video mit Musik und Texten anlässlich des 13. Februars.

Aufzeichnung des Konzerts zum 13. Februar 2022.

Die Verknüpfung von Alter Musik des Barock-Komponisten Matthias Weckmann (ca. 1619–1674) mit Gedichten aus der Feder von Rose Ausländer (1901–1988) und Michael Wüstefeld (geb. 1951) bezieht sich einerseits auf den konkreten Anlass der Erinnerung an die Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945, reflektiert andererseits aber auch die zeitlose Aktualität menschlicher Erfahrungen mit Gewalt, Zerstörung und Leid. Unter der Leitung von Norbert Schuster musiziert die Cappella Sagittariana Dresden mit den Gesangssolisten Heidi Maria Taubert und Felix Schwandtke, es liest die Schauspielerin Christine Hoppe.

Wie viel Wehrmacht darf es sein?
Deutsche Fallschirmjäger in der Diskussion

Die Veranstaltung um die Frage »Wie viel Wehrmacht darf es sein?« entwickelte sich zur lebhaften Diskussion zwischen Sönke Neitzel, Dirk Laabs und Magnus Pahl. Um auch in Zeiten der Schließung unserem Veranstaltungskonzept eines Forums gerecht zu werden, standen die Diskutanten per Mail für Fragen zur Verfügung. Ihre Antworten können im Kommentarbereich des Facebookposts nachgelesen werden.

Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Sönke Neitzel (Historiker), Dirk Laabs (Autor) und Dr. Magnus Pahl (Historiker und Kurator); Moderation: Oberst Dr. Armin Wagner (Historiker, ZMSBw Potsdam).

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 25. November 2021.

Die aktuelle Sonderausstellung des MHM zu den Fallschirmjägern der Wehrmacht wird einerseits wegen ihrer wissenschaftlich fundierten Entzauberung von »Hitlers Elitetruppe« gefeiert, andererseits steht sie im Sperrfeuer der Kritik vor allem durch ältere Generationen aktiver und ehemaliger Angehöriger der Bundeswehr-Fallschirmjägertruppe. Sie verteidigen den vornehmlich durch NS-Propaganda etablierten Elitestatus dieser Truppe, die man als Vorbild für heutige Soldatinnen und Soldaten brauche. Gleichwohl überrascht das Festhalten am Vorbildcharakter einer Wehrmachtseinheit angesichts der klaren Vorgabe, dass mit der Wehrmacht als Organisation keine Tradition für die Bundeswehr begründet werden kann. Offenbar ist die alte Diskussion um die Traditionswürdigkeit der Wehrmacht noch immer nicht zu Ende. Neuere Publikationen bestätigen diese Vermutung. Hier geht es um die Frage, ob und inwiefern ein positiver Rückbezug möglich und damit diskutabel (Sönke Neitzel in »Deutsche Krieger«) oder aber als demokratiegefährdend grundsätzlich abzulehnen ist (Dirk Laabs in »Staatsfeinde in Uniform«). Beide Autoren diskutieren an diesem Abend im MHM mit dem Kurator der Sonderausstellung, Magnus Pahl, und dem Mitherausgeber des Ausstellungskatalogs, Armin Wagner, über Geschichte und Wahrnehmung der Fallschirmjäger, über Identität, »tribal cultures« und die Rolle der Wehrmacht im Traditionsverständnis deutscher Militär- und Sicherheitsverbände.


»Licht und Schatten«.
Lesung mit Christian Friedel aus den Kinotagebüchern Victor Klemperers

Lesung mit Christian Friedel aus den Kinotagebüchern Victor Klemperers; Moderation: Nele Holdack (Herausgeberin) und Knut Elstermann (Filmkritiker).

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 15. November 2021.

Der Dresdner Victor Klemperer ist bekannt für seine sprachkritische Analyse des Dritten Reiches, als passionierter Kinogänger hingegen weniger. Nicht selten geht er mehrmals pro Woche ins Kino. Zunächst kritisch, lässt er sich schon bald von dem seinerzeit noch jungen Medium mitreißen. Lange dient ihm der Kinoraum als Zufluchtsort vor der zunehmenden nationalsozialistischen Verfolgung. Klemperers pointierte Filmkritiken fällen nicht nur ästhetische Urteile, mit Ausweitung der nationalsozialistischen Propaganda nehmen sie auch die gesellschaftlichen Veränderungen in den Blick. Moderiert von der Herausgeberin des Kinotagebuchs »Licht und Schatten«, Nele Holdack, und dem Filmkritiker Knut Elstermann liest Christian Friedel ausgewählte Passagen. Sie alle eint, Zeugnis für die Verdunkelung Deutschlands in den 30er und 40er Jahren zu sein, in denen lichte Momente immer rarer wurden.


100 Jahre Nosferatu.
Film-Live-Konzert mit Olicía und Assimilation Process

Dieser Konzertmitschnitt steht bis zum 21. April 2025 zur Verfügung. Nosferatu ist ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden.

Zum Jubiläum von Friedrich Wilhelm Murnaus »Symphonie des Grauens« vertonten Olicía (Dresden, Kopenhagen, Berlin) und Assimilation Process (Dresden) den Stummfilmklassiker neu.

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 14. Oktober 2021.

Murnaus Stummfilm »Nosferatu« aus dem Jahr 1921 ist das Paradebeispiel eines Untoten. Er will einfach nicht sterben. Jüngst erwies ihm Zack Snyder in dem Zombie-Heist-Movie »Army of the Dead« die Ehre. Aber schon Murnaus Zeitgenossen zeigten sich von dem bluttrinkenden Untoten und seiner Inszenierung als Unheil bringende Plage fasziniert. Wohl auch deshalb, weil die Schrecken des Ersten Weltkrieges im apokalyptischen Grauen der Handlung und der Figur des Grafen Orlock schaurigen Ausdruck fanden. Mit der alptraumhaften Erzählung um den Nachtmahr schuf Murnau ein Meisterwerk des Horrorfilms. Seiner düsteren Atmosphäre nehmen sich die Musikerinnen Anna-Lucia Rupp und FamaM’Boup, auch bekannt als Duo Olicía, und der Musikproduzent Stefan Senf an, der unter dem Alias Assimilation Process zahlreiche Filme und Theaterstücke vertonte. Samples, Beats und elektronische Ambientflächen auf der einen, jazzige Loops und improvisierte Rhythmen auf der anderen Seite verschmelzen zum diesjährigen Film-Livekonzert mit der unerbittlichen Physiognomie des Nachtwandlers Orlock und lassen den Horror des Wiedergängers wieder auferstehen … Bis das Licht ihm ein Ende setzt.


Die Mauer muss weg!?
Wendeperspektiven aus Ost und West

Podiumsdiskussion mit der Autorin Thea Dorn, dem Soziologen Prof. Dr. Steffen Mau und dem Schriftsteller Lukas Rietzschel; Moderation: Cornelius Pollmer.

Aufzeichung der Veranstaltung vom 4. Oktober 2021.

Hat sich die Wende tatsächlich vollzogen? Angesichts der politischen Entwicklung in den vergangenen Jahren scheint der Schluss nahezuliegen, dass der Graben zwischen Ost und West größer anstatt kleiner wurde. Zunehmend heißt es, dass die gesellschaftlichen Umwälzungen, die die Wende nach sich zog, der Ausgangspunkt für »Unzufriedenheit«, »soziale Spaltung« und »politische Entfremdung« sind – vor allem, aber nicht nur im Osten. Nach der Veranstaltung »Woher kommt die Wut im Osten«, in der offensichtlich wurde, dass es noch viel Gesprächs- und historischen Aufarbeitungsbedarf zur Vor- und Nachgeschichte der Wende gibt, setzt das Militärhistorische Museum mit den »Wendeperspektiven« das Gespräch fort. Im Zentrum stehen Fragen wie diese: Was bedeutete die Wende für Ost und West? Welche Chancen und Probleme eröffneten sich für die Menschen hier wie dort? Ist die deutsche Gesellschaft heute geteilter als vor 30 Jahren? Und wie nimmt die junge Generation, die den Mauerfall nur aus Erzählungen und aus dem Unterricht kennt, die Wende war? Moderiert von Cornelius Pollmer diskutieren darüber der Soziologe Steffen Mau sowie die Autorin Thea Dorn als Ost- und West-Vertreter einer Generation, die durch die Wende »hindurchgegangen« ist, und der Schriftsteller Lukas Rietzschel als Repräsentant der Nachwendegeneration.


Diplomat mit Kante

Christoph Heusgen, ehemaliger Botschafter und langjähriger Berater von Angela Merkel, spricht mit Dr. Jana Puglierin über aktuelle und zukünftige außen- und sicherheitspolitische Herausforderungen

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 27. September 2021.

Zu seiner Pensionierung sandte sogar Barack Obama eine Videobotschaft. Während der ehemalige US-Präsident große Stücke auf Christoph Heusgen hielt, zeigte sich der chinesische Botschafter bei der letzten Sitzung des Deutschen als Vertreter im UN-Sicherheitsrat gänzlich undiplomatisch: »Gut, dass wir Sie los sind«, sagte Geng Shuang im Namen der Volksrepublik China, gegen deren Menschenrechtsverletzungen Heusgen klare Kante zeigte. Solch eindeutige Haltung ist in diplomatischen Kreisen ungewöhnlich, aber Heusgen war keineswegs blauäugig. Bis zur Bestellung zum Ständigen Vertreter bei den Vereinten Nationen im Jahr 2017 war er ein Mann im Hintergrund, der anderen die Bühne überließ. Auf seine Diskretion und vor allem Expertise vertraute Angela Merkel. Über zwölf Jahre beriet er die Kanzlerin in außen- und sicherheitspolitischen Fragen. Vor welchen Herausforderungen die deutsche Sicherheitspolitik gegenwärtig steht und in Zukunft stehen wird, darüber spricht Heusgen an diesem Abend mit der Politikwissenschaftlerin Dr. Jana Puglierin, Leiterin des Berliner Büros des European Council on Foreign Relations (ECFR).


Krieg und Holocaust

Podiumsdiskussion mit den Historikern Prof. Dr. Christoph Rass (Osnabrück) und Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt (Berlin); Moderation: Dr. Kristiane Janeke (wissenschaftliche Leitung, MHM).

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 20. September 2021.

Der Zweite Weltkrieg und der Völkermord an den europäischen Juden waren untrennbar miteinander verbunden. Das NS-Regime führte Krieg, um seine verbrecherischen Ziele zu erreichen. Gleichzeitig wären die Massenverbrechen der Nationalsozialisten ohne die militärische Besetzung vor allem Ost- und Südosteuropas nicht möglich gewesen. Bereits in den ersten Monaten der Eroberung Polens setzten hinter der vorrückenden Front Deportationen, Ghettoisierungen und Massaker ein. Mit Beginn des »Unternehmens Barbarossa« eskalierte die Grausamkeit des Völkermords. Der Krieg gegen die Sowjetunion war zugleich ein Vernichtungskrieg, in dem die Auslöschung der Juden und die Spurenbeseitigung dieses Verbrechens immer weiter perfektioniert wurden. Wie entwickelten sich die Vernichtungstechniken? Wer waren die Täter? Welche Rolle spielten Wehrmacht und andere militärische Akteure? Und wie wirkten sich militärische Entwicklungen auf die Vernichtung aus? Moderiert von der wissenschaftlichen Leiterin des Militärhistorischen Museums Kristiane Janeke gehen die Historiker Christoph Rass und Stephan Lehnstaedt in der Veranstaltung »Krieg und Holocaust« diesen Fragen nach.


Am Nullpunkt der Zivilisation.
Moderierte Lesung von Zeugnissen nationalsozialistischer Verbrechen

Anlässlich der Sonderausstellung »KZ überlebt« lesen Ensemblemitglieder des Dresdner Staatsschausspiels aus Zeugnissen vor, die das Leben unter nationalsozialistischer Verfolgung und Gefangenschaft schildern.

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 5. Juli 2021.

Unvorstellbare Unmenschlichkeit offenbaren die Zeugnisse der wenigen Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager. Manche dieser Dokumente entstanden unter Lebensgefahr noch während der Gefangenschaft, einige kurz nach der Befreiung und wieder andere als Rückblick auf das eigene Schicksal. Sie alle führen zum Nullpunkt der Zivilisation. Moderiert vom Projektleiter Gedenkstättenportal der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Adam Kerpel-Fronius, lesen die Schauspielerin Nadja Stübiger und der Schauspieler Torsten Ranft eine Auswahl dieser Zeugnisse vor. Sie alle eint, eine Mahnung für die Zukunft zu sein und an die Millionen Menschen zu erinnern, die aufgrund der nationalsozialistischen Verbrechen kein Zeugnis mehr ablegen können.

Die Texte stammen aus den Büchern der folgenden Autorinnen und Autoren:

01:57 David Rousset: Das KZ-Universum, Berlin: Jüdischer Verlag 2020, S. 100.
03:12 Reinhard Florian: Ich wollte nach Hause, nach Ostpreussen! Das Überleben eines deutschen Sinto, hrsg. v. Jana Mechelhoff und Uwe Neumärker, Berlin: Stiftung Denkmal für die Ermordeten Juden Europas 2012, S. 38.
11:53 Carl Laszlo: Ferien am Waldsee. Erinnerungen eines Überlebenden, hrsg. u. mit einem Nachwort von Albert C. Eibl, Wien: Das vergessene Buch 2020, S. 23-29.
21:51 Severina Szmaglevska: Die Frauen von Birkenau, mit einem Nachwort von Marta Kijowska, Frankfurt am Main: Schöffling & Co 2020, S. 15-21.
37:41 Reinhard Florian: Ich wollte nach Hause, nach Ostpreussen!, S. 40-41.
41:45 Zilli Schmidt: Gott hat mit mir etwas vorgehabt. Erinnerungen einer deutschen Sinteza, hrsg. v. Jana Mechelhoff und Uwe Neumärker, Berlin: Stiftung Denkmal für die Ermordeten Juden Europas 2020, S. 46.
47:53 Salmen Gradowski: Die Zertrennung. Aufzeichnungen eines Mitglieds des Sonderkommandos, hrsg. v. Aurélia Kalisky, Berlin: Jüdischer Verlag 2019, S. 213-217.
55:29 Reinhard Florian: Ich wollte nach Hause, nach Ostpreussen!, S. 45-46.
1:00:25 Carl Laszlo: Ferien am Waldsee, S. 117-127.
1:13:50 Zilli Schmidt: Gott hat mit mir etwas vorgehabt, S. 56-57.
1:17:15 Zilli Schmidt: Gott hat mit mir etwas vorgehabt, S. 91-93.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.


»Unternehmen Barbarossa«.
Alte Mythen, neue Perspektiven

Podiumsdiskussion mit der Historikerin Dr. Kristiane Janeke (wissenschaftliche Leitung, MHM) und den Historikern Prof. Jörg Baberowski (Berlin) und Dr. Roman Töppel (München); Moderation: Alfred Eichhorn (Journalist, Berlin)

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 21. Juni 2021.

Vor 80 Jahren, am 22. Juni 1941, begann unter dem Decknamen »Unternehmen Barbarossa« der Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion. Über 27 Millionen Menschen fielen dem folgenden Vernichtungskrieg zum Opfer. Bis heute existieren Mythen von heldenhaften sowjetischen Verteidigern und genialen deutschen Generälen, am Leben erhalten in politischer Absicht und glorifizierender Erinnerung, aber auch hinterfragt und widerlegt durch neue Forschungsergebnisse. Zum 80. Jahrestag des deutschen Angriffs nimmt das MHM neue Perspektiven auf überholte Gewissheiten und unbekannte Aspekte des Deutsch-Sowjetischen Krieges in den Blick.


Der Unbequeme.
Eine »Zeitreise« mit Stefan Aust

Der Journalist Stefan Aust (Die Welt) im Gespräch zu seiner Autobiografie »Zeitreise« mit Marcus Thielking (Leiter Feuilleton, Sächsische Zeitung).

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 3. Juni 2021.

Bequemlichkeit ist seine Sache nicht. Während andere mit 74 Jahren ihren Ruhestand genießen, bleibt Stefan Aust umtriebig und, wie eh und je, unbequem. Egal, wo er während seiner journalistischen Laufbahn gewirkt hat, sei es bei der linken Studentenzeitschrift »Konkret« oder als Chefredakteur der tendenziell konservativen Tageszeitung »Die Welt«, Aust legte immer den Finger in die Wunde. Seine Berichterstattung beim politischen Fernsehmagazin »Panorama« machte ihn in den 70er und 80er Jahren berüchtigt, Spiegel TV ließ ihn später berühmt, wenn nicht gar zur Ikone des kritischen Journalismus werden. Das Fundament legten aber seine Publikationen, insbesondere sein Buch »Der Baader-Meinhof-Komplex«, das als Standardwerk über den frühen RAF-Terrorismus gilt. Später nahm er in »Heimatschutz« die Verwicklungen von NSU und Verfassungsschutz ins Visier. Weder vor Linken noch Rechten und auch nicht vor der Staatsgewalt kuschte er, selbst dann nicht, wenn ihm Steine in den Weg gelegt wurden. In seiner Autobiografie »Zeitreise« schaut Aust deshalb nicht nur auf sein Leben zurück, sondern erzählt zugleich eine Geschichte der deutschen Bundesrepublik.

Adresse / Anfahrt

Olbrichtplatz 2 01099 Dresden

Öffnungszeiten

Montag 10 - 21 Uhr Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag 10-18 Uhr Mittwoch geschlossen

mhmeingang@bundeswehr.org